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Sexuelle Orientierung – Zu wem fühlt sich mein Kind hingezogen?

Die sexuelle Orientierung wird spätestens in der Pubertät für viele Jugendliche ein wichtiges Thema. Das bekommen auch Sie als Eltern mit: Vielleicht haben Sie schon darauf gewartet, dass Ihr Sohn bald seine erste Freundin mit nach Hause bringt, und nun erzählt er Ihnen, dass er auf Jungs steht? Oder Ihre Tochter eröffnet Ihnen, dass sie pansexuell ist und Sie sind sich unsicher, was das bedeutet? In den vergangenen Jahren sind einige (vermeintlich) neue Begriffe, wie pansexuell oder auch asexuell, dazu gekommen, bei denen Sie sich vielleicht fragen, was das eigentlich ist. Hier erfahren Sie mehr über sexuelle Vielfalt. So können Sie Ihr Kind vielleicht besser verstehen.

Wenn wir den Begriff »Eltern« verwenden, sind alle angesprochen, die Erziehungsverantwortung übernehmen – zum Beispiel auch alleinerziehende Mütter und Väter, Patchwork-Eltern, Adoptiv- oder Pflegeeltern, Regenbogenfamilien, Großeltern, Tanten und Onkel und auch ältere Geschwister.

Wie entsteht die sexuelle Orientierung? Und hätte ich darauf Einfluss nehmen können?

Bei der sexuellen Orientierung geht es darum, zu welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern ein Mensch sich hingezogen fühlt. Das kann eins der anderen Geschlechter sein oder das eigene. Und für manche Menschen sind gleich mehrere Geschlechter oder auch gar keins attraktiv. Das war immer schon so – zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Und auch heute ist das nicht anders: Denn Sexualität ist vielfältig.

Doch insbesondere wenn das eigene Kind nicht heterosexuell ist, kommen bei Eltern oft Fragen rund um die Ursachen der sexuellen Orientierung auf: Warum etwa ist mein Kind schwul, lesbisch oder bisexuell? Habe ich als Elternteil womöglich sogar etwas falsch gemacht? Die klare Antwort darauf lautet: Nein!

Das Bild zeigt zwei Männer, die ihre Köpfe zum Küssen aufeinander zu bewegen.

Was beeinflusst die sexuelle Orientierung meines Kindes?

Die Wissenschaft geht davon aus, dass bei der sexuellen Orientierung Gene, Hormone, Bedingungen der Lebensumwelt, Evolution und vieles mehr ganz individuell zusammenspielen. Es gibt daher niemals nur einen einzigen Grund. Wie Sie Ihr Kind erziehen und Sie sich ihm gegenüber verhalten, hat also keine direkte Auswirkungen auf die sexuelle Orientierung Ihres Kindes. Und auch die Umstände sind wenig bedeutsam: Kinder alleinerziehender Eltern fühlen sich nicht häufiger zu Menschen des eigenen Geschlechts hingezogen als Kinder, die mit Eltern unterschiedlichen Geschlechts aufgewachsen sind. Auch Kinder aus Regenbogenfamilien, also zum Beispiel mit zwei Müttern oder zwei Vätern, werden nicht häufiger schwul, lesbisch oder bisexuell als Kinder, die in heterosexuellen Familien leben.

Und selbst wenn Sie als Eltern vielleicht Ihre ganz eigene Vermutung haben oder denken, Sie hätten etwa Anzeichen für Homosexualität in der Kindheit sehen müssen – Tatsache ist: Ihre Erziehung und Ihr Vorbild sind keine direkten Ursachen für die sexuelle Orientierung Ihres Kindes. Durch Ihre Erziehung und Ihr Vorbild nehmen Sie jedoch sicherlich Einfluss darauf, welche Einstellung Ihr Kind gegenüber der Vielfalt sexueller Orientierungen annimmt, wie tolerant und akzeptierend es etwa gegenüber homo- oder bisexuellen Menschen ist. Außerdem können Sie eine Unterstützung sein, wenn Ihr Kind seine eigene sexuelle Orientierung entdeckt. Denn mit der liebevollen Begleitung dieses Prozesses geben Eltern Rückhalt – gerade auch bei der Bewältigung schwieriger Situationen.

Und sind die Ursachen für die sexuelle Orientierung eigentlich überhaupt wichtig? Nach dem Coming-out gewinnen schnell andere Fragen an Bedeutung: Wie wird mein Kind glücklich? Wird es selbstbewusst seinen Lebensweg gehen? Das fragen sich wohl alle Eltern – egal, welche sexuelle Orientierung ihr Kind hat.

Welche sexuellen Orientierungen gibt es und was bedeuten sie?

Es gibt viele sexuellen Orientierungen und somit auch vielfältige Begriffe, die sexuelle Orientierungen beschreiben. Hier eine kleine Auswahl:

  • Asexuell: Den  Begriff benutzen Menschen, die deutlich machen wollen, dass sie keine sexuelle Anziehung empfinden, egal welchem Geschlecht gegenüber.
  • Bisexuell (kurz: »bi«): Bisexuelle Menschen fühlen sich zu Frauen und Männern hingezogen.
  • Heterosexuell: Menschen, die sich zu Personen des anderen Geschlechts hingezogen fühlen.
  • Homosexuell: Menschen, die sich zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlen. Manche lehnen diesen Begriff als Selbstbezeichnung jedoch ab: Er betont in ihren Augen vor allem die Sexualität, nicht aber das eigene Erleben oder Gefühle. Außerdem wurde der Begriff in einer Zeit geprägt, in der gleichgeschlechtliche Sexualität als »krankhaft« galt.
  • Lesbisch und schwul: Als lesbisch werden Frauen bezeichnet, die sich zu Frauen hingezogen fühlen. Als schwul werden Männer bezeichnet, die sich zu Männern hingezogen fühlen. Einige Menschen können sich mit diesen Begriffen aber nicht identifizieren, denn sie wurden lange Zeit überwiegend abwertend genutzt.
  • Pansexuell: Menschen, denen das Geschlecht der Menschen unwichtig ist, in die sie sich verlieben.
  • Queer: Damit wird  die Ablehnung, der gesellschaftlichen Normen von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit zum Ausdruck gebracht, also die Beschränkung auf die beiden Kategorien »Frau« oder »Mann«. Für queere Menschen gibt es einfach mehr als nur diese beiden Kategorien. Oft wird dieser Begriff übrigens auch als Sammelbezeichnung genutzt.

Das sind nur die gängigsten Begriffe, um sexuelle Orientierungen zu beschreiben. Denn die sexuelle Orientierung ist so individuell wie jeder Mensch selbst. Und solche Kategorien können zwar helfen, sich zugehörig zu fühlen – aber sie können auch als Stigma erlebt werden. Deshalb gibt es auch Menschen, die sich gar nicht einordnen möchten und jegliches »Etikett« für sich ablehnen.

Ist die sexuelle Orientierung meines Kindes nur eine Phase?

»Ist mein Sohn jetzt endgültig schwul, meine Tochter lesbisch oder ist es nur eine Phase?« Vielleicht haben Sie sich das auch schon einmal gefragt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass manchmal behauptet wird, dass Homo-, Pan- oder Bisexualität lediglich eine »Phase« sei, die irgendwann wieder vorübergehe...

Das Bild zeigt zwei Personen, die im Bett liegen und ihre Köpfe zum Küssen aufeinander zu bewegen.

Und tatsächlich kann es sich im Laufe des Lebens manchmal ändern, zu welchen Menschen man sich hingezogen fühlt. Doch das lässt sich nicht bewusst steuern oder gar ändern – weder durch Verbote noch durch vermeintliche »Therapien«. Im Gegenteil: Sogenannte Konversionsbehandlungen sind nicht nur wirkungslos, sie richten auch großen Schaden an.

Ob sich die sexuelle Orientierung Ihres Kindes in Zukunft also ändert oder nicht, kann niemand vorhersagen. Wenn sich Ihr Kind Ihnen anvertraut, wird es sich seiner sexuellen Orientierung aber wahrscheinlich sehr sicher sein: Es kann aus seiner Lebensgeschichte ableiten, dass es morgen nicht plötzlich anders empfinden wird. Sehen Sie es als ermutigendes Zeichen, wenn Ihr Kind mit Ihnen über seine sexuelle Orientierung spricht. Denn dazu gehört Vertrauen!

Kann sich mein Kind ohne sexuelle Erfahrungen seiner sexuellen Orientierung sicher sein?

 Sexuelle Vielfalt und Coming-out. Ein Ratgeber für Eltern

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Dieses Basismedium richtet sich an Eltern und nimmt das Coming-out ihres Kindes zum Anlass, um über Vorurteile aufzuklären und eine Hilfestellung bei der Akzeptanz der sexuellen Orientierung des eigenen Kindes zu sein. Denn auch wenn Einstellungen gegenüber Homo- und Bisexualität insgesamt liberaler geworden sein mögen, so bleibt ein Coming-out im familiären Kontext doch weiterhin eine  sensible Entwicklungsphase, in der auch Eltern und andere nahestehende Menschen Unterstützung benötigen können.


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Vielleicht haben Sie schon einmal gedacht: »Mein Kind ist jung und hat sein ganzes Leben noch vor sich. Wie kann es sich da sicher sein, wie seine sexuelle Orientierung ist?« Schließlich hat es noch nicht viel ausprobiert und ihm fehlt die Erfahrung…

 

Doch manche Dinge spüren wir einfach. Wir überlegen nicht, zu wem wir uns hingezogen fühlen und wen wir attraktiv finden. Auch sexuell müssen wir nicht alles ausprobiert haben, um unsere sexuelle Orientierung zu kennen. Außerdem haben viele Menschen Wünsche und Phantasien, bevor sie überhaupt Erfahrungen machen. Ihrem Kind mag es genauso gehen: Vertrauen Sie deshalb darauf, dass es seine sexuelle Orientierung spürt, auch wenn es noch nicht viele sexuelle Erfahrungen gesammelt hat – denn diese sind dafür nicht entscheidend.

Das Bild zeigt zwei Personen, die Händchen halten.

Muss ich mir Sorgen wegen der sexuellen Orientierung meines Kindes machen?

Vielleicht hadern Sie als Eltern mit dem Thema sexuelle Vielfalt, haben Ängste oder stellen sich Fragen. Doch das muss kein Anlass zur Sorge sein, denn Vielfalt ist normal! Und sie wird in unserer Gesellschaft gelebt. Vielmehr trägt es sogar positiv zum Wohlbefinden Ihres Kindes bei, wenn es so sein und leben kann, wie es sich fühlt.

Unterstützen Sie Ihr Kind, damit es sich wohlfühlt und sich selbst so akzeptiert, wie es ist. Denn das eigene Wohlbefinden hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit. Wer glücklich ist und mit sich selbst zufrieden, legt in der Regel mehr Wert auf einen gesunden Lebensstil, weiß besser, die ganz eigenen Ressourcen zu nutzen, und kann zum Beispiel leichter mit Rückschlägen umgehen. Das gilt auch, wenn es um die sexuelle Orientierung geht.

Nicht immer fällt es Eltern sofort leicht, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Einigen hilft es, wenn sie sich dazu mit anderen Eltern oder im eigenen Freundeskreis sowie vielleicht in der Beziehung austauschen. Vielleicht kann Ihnen auch das Gespräch mit Ihrem eigenen Kind Sicherheit geben. Außerdem können Sie sich an eine Beratungsstelle wenden. Und auch die Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN unterstützt Sie gerne.

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