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Sexualität und sexuelle Gesundheit – Warum ist das auch für Eltern ein wichtiges Thema?

Sexualität und sexuelle Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Dabei geht es um sehr viel mehr als um die ersten sexuellen Erfahrungen Ihres Kindes, Safer Sex oder ein klärendes Gespräch, wenn Ihr Kind erste Beziehungen eingeht. Denn sexuelle Gesundheit umfasst vor allem das Wohlbefinden und die Lebensqualität in Bezug auf Sexualität. Und das betrifft auch die Entwicklung und das Erleben der eigenen sexuellen und geschlechtlichen Identität. Als Eltern können Sie hier Einfluss nehmen und Ihr Kind dabei unterstützen, sich so zu entfalten, wie es ist.

Wenn wir den Begriff »Eltern« verwenden, sind alle angesprochen, die Erziehungsverantwortung übernehmen – zum Beispiel auch alleinerziehende Mütter und Väter, Patchwork-Eltern, Adoptiv- oder Pflegeeltern, Regenbogenfamilien, Großeltern, Tanten und Onkel und auch ältere Geschwister.

Warum sind Sexualität und sexuelle Gesundheit wichtig für mein Kind?

Wer Kinder großzieht weiß: Sie werden immer selbstständiger und das ist meistens ein Grund zur Freude. Dazu gehört auch, dass Ihr Kind irgendwann erste sexuelle Erfahrungen macht. Als Eltern wollen Sie, dass es Ihrem Kind gut geht und dass es gesund ist. Sprechen Sie deshalb unbedingt auch über Safer Sex und wie Ihr Kind sich vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) schützen kann. Doch sexuelle Gesundheit umfasst mehr als den Schutz vor Krankheiten. Es geht darum, sich selbst wohlzufühlen – mit dem eigenen Körper, der eigenen sexuellen Orientierung und eigenen Identität.

Warum ist das wichtig? Wer zufrieden ist und mit sich selbst im Reinen, tritt selbstbewusster auf und weiß die eigenen Ressourcen besser zu nutzen. Das hilft, mit Verunsicherungen oder auch Rückschlägen umzugehen. Und das gilt auch, wenn es um die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität geht. Doch sich so anzunehmen, wie sie sind, und die ganz eigenen Wünsche frei äußern und leben zu können, fällt nicht nur jungen Menschen nicht immer leicht. Einen erheblichen Einfluss haben hier auch die Einstellungen und Erwartungen der Lebensumgebung. Und diese beeinflussen Sie als Eltern maßgeblich mit.

Safer Sex – Wie kann sich mein Kind schützen?

Zu sexueller Gesundheit gehört auch der Schutz vor HIV und STI. Und auch hier können Sie als Eltern Ihr Kind unterstützen, die eigene Gesundheit ernst zu nehmen und für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Geben Sie Ihrem Kind zu verstehen, dass Sie bei Fragen immer da sind und dass Sie ihm auch bei Problemen zur Seite stehen. Doch gerade bei intimen Themen sehen Kinder in ihren Eltern nicht immer die idealen Gesprächspersonen. Zeigen Sie Ihrem Kind, an wen es sich noch wenden kann und wo es weitere Informationen findet, zum Beispiel auch bei LIEBESLEBEN.

Als Eltern können Sie Ihr Kind unterstützen, indem Sie versuchen, es so anzunehmen, wie es ist. Erlauben Sie ihm, ganz es selbst zu sein – anstatt den Erwartungen anderer gerecht zu werden und dadurch sich selbst, eigene Bedürfnisse und womöglich auch die eigene Gesundheit hintenanzustellen. Ermöglichen Sie Ihrem Kind, dass es sich als aktiv und handlungsfähig erlebt. So kann es sich, mit sich selbst, seiner sexuellen Orientierung und seiner Geschlechtsidentität frei entfalten und sie als selbstverständlich wahrnehmen. Und es kann lernen, sich über Erwartungen anderer hinwegzusetzen und sich so anzunehmen, wie es ist. Ihr Kind und nicht andere sollten bestimmen, was es möchte.

Keine Aufgabe für Ihr Kind und für Eltern allein auch die Gesellschaft hat Einfluss

Das eigene Wohlbefinden und die eigene Gesundheit werden durch verschiedene, zum Teil widersprüchliche Faktoren beeinflusst. Gesellschaftliche Normen und Werte haben hier eine große Bedeutung. Denn das, was vermeintlich üblich ist und erwartet wird, bestimmt unsere Einstellungen, aber auch unser Verhalten mit. So können auch für Sie als Eltern durch Erwartungen anderer viele Unsicherheiten im Umgang mit der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität entstehen.

Das Bild zeigt zwei Eltern die zusammen mit einem Pärchen an einem gedeckten Tisch mit Kaffee und Kuchen sitzen. Der eine Junge des Pärchens schmiegt sich an den anderen Jungen an. Er hat seinen Arm um seine Schulter gelegt.

Lange war es üblich, anzunehmen, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt und diese auch die sozialen und gesellschaftlichen Erwartungen bestimmen. Heute wissen wir aber, dass es selbst in der Biologie und der Medizin mehr Geschlechter gibt. Die rein biologische Betrachtung bestimmt nicht allein, was Geschlecht ausmacht. Wir sprechen von geschlechtlicher Vielfalt und diese umfasst cis*, nicht-binäre*, inter* oder trans* Menschen. Diese Sichtweise berücksichtigt neben der Vielfalt in der Biologie und Medizin auch die soziale Dimension. Es geht darum, wie sich jemand fühlt und sieht, wie jemand gesehen werden möchte und gesehen wird. Und nicht nur Geschlecht ist vielfältig. Auch die sexuelle Orientierung ist es. Denn selbst wenn historisch gesehen Beziehungen zwischen Mann und Frau lange und oft als »normal« überliefert wurden, gibt es immer schon auch Beschreibungen von anderen Beziehungen und sexuellen Orientierungen.

Das Bild zeigt ein Paar, das im Bett liegt und kuschelt.

Doch selbst wenn heute vieles anders ist und die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Identitäten häufig anerkannt wird: Noch immer halten sich Vorstellungen, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt – »Mann« oder »Frau« – und diese sich gegenseitig attraktiv finden. Diese Haltung wird auch als Heteronormativität bezeichnet. Und sie begegnet uns in ganz vielen Bereichen, meist indirekt, zum Beispiel beim »Vater-Mutter-Kind«-Spielen im Kindergarten, in Filmen, in Religionen und in der Sprache. Aber auch im engeren Umfeld, in der Familie oder im Freundeskreis sind  solche Annahmen verbreitet. Und sie werden von einigen Seiten an Ihr Kind oder auch an Sie als Eltern herangetragen. Daher braucht Ihr Kind Ihre Unterstützung, um sich so anzunehmen, wie es ist. Umso wichtiger ist es, dass auch Sie sich als Eltern zunächst selbst von diesen überlieferten Vorstellungen befreien.

Selbst wenn Ihr Umfeld andere Erwartungen an Ihre Erziehung stellt und womöglich sogar Einfluss nehmen möchte, sind Sie hier in der Verantwortung. Und um Ihrem Kind Sicherheit zu geben und ihm zu ermöglichen, sich zu entfalten, gehört es im Weiteren dazu, sich von Erwartungen anderer freizumachen. Damit entlasten Sie Ihr Kind und können sogar als Vorbild wirken, wenn es um die eigene Akzeptanz, aber auch um Haltungen gegenüber sexueller und geschlechtlicher Vielfalt geht.

Über Sexualität sprechen – Wie führe ich Gespräche über Sexualität und sexuelle Gesundheit mit Teenagern?

Sexualerziehung und Aufklärung für Teenager findet nicht nur in der Schule statt, –als Eltern beeinflussen Sie ebenso, was Ihr Kind über Liebe, Sexualität und Partnerschaft denkt. Und dazu gehört zum Beispiel auch die sexuelle Orientierung. Denn Liebe, Sex und Partnerschaft sind vielfältig. Egal, ob Ihr Kind schwul, lesbisch, bisexuell, asexuell, pansexuell oder auch heterosexuell ist: Wenn Sie es so annehmen, wie es ist, fällt es ihm leichter, zu sich selbst zu stehen und für sich Verantwortung zu übernehmen.

LIEBESLEBEN unterstützt Sie und Ihr Kind, zum Beispiel:

Aber nicht nur auf die (Selbst-)Akzeptanz nehmen Sie so Einfluss. Denn Sie vermitteln auch, wie bedeutend die eigenen Bedürfnisse und Grenzen in Sachen Sexualität sind, etwa dass Sexualität immer im beidseitigen Einverständnis stattfinden sollte und wie wichtig »Sexual Consent« oder »Sexuelle Zustimmung« sind. So ermöglichen Sie Ihrem Kind, angenehme sexuelle Erfahrungen zu machen.

Eltern beobachten meist genau die vielen Veränderungen ihrer Kinder beim Erwachsenwerden. Und das kann manchmal verunsichern, gerade wenn es scheinbar nicht dem entspricht, was vielleicht erwartet wird oder Sie aus der eigenen Jugend kennen. Oft hilft es, das Gespräch zu suchen. Für die ersten Fragen von Jugendlichen zu Körper, Sex und Verhütung bietet www.loveline.de übrigens eine gute Anlaufstelle. Vielleicht haben Sie früher bereits mit Ihrem Kind über Liebe, Sex, Partnerschaft und Pubertät gesprochen. Aber nach Jahren daran wieder anzuschließen ist eine neue Herausforderung. Wenn Sie mit Ihrem Kind über Sexualität reden wollen, überlegen Sie sich vorab: Welche Worte möchten Sie benutzen? Welche sind für Ihr Kind okay? Welche zu »klinisch«? Welche »vulgär«? Erfahrungsgemäß unterscheidet sich der Sprachstil von Erwachsenen und Jugendlichen deutlich. Vor allem respektieren Sie aber damit die Persönlichkeit Ihres Kindes und sein Recht auf Intimität. Nicht alles, was Sie gerne mit Ihrem Kind teilen möchten, gilt auch umgekehrt. Üben Sie hier keinen Druck aus. Und erwarten Sie von Ihrem Kind nicht mehr Offenheit als Sie selbst bereit sind zu zeigen.

Die eigene Einstellung bewusst machen und das Gespräch suchen

Um offen über Sexualität sprechen zu können, hilft es sich Ihre eigene Einstellung zu dem Thema bewusst zu machen. Was denken Sie über Sexualität, über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt? Wie offen können Sie darüber reden? Und wo liegen für Sie Grenzen? Seien Sie ehrlich und sagen Sie Ihrem Kind auch wenn es Ihnen schwerfällt, darüber zu sprechen. Berücksichtigen Sie, dass auch Sie nicht alles mit Ihrem Kind besprechen. Was zählt ist, dass Sie das Gespräch anbieten. Und dazu müssen Sie nicht optimal vorbereitet sein. Seien Sie offen, stellen Sie Fragen und schrauben Sie Ihren Anspruch herunter. In erster Linie gilt es, Vertrauen aufzubauen, sodass sich Ihr Kind wohlfühlt und öffnen kann.

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