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Ein Überblick zur Präventionsarbeit in der ärztlichen Praxis

Für Ärzt*innen gehören Gesundheitsförderung, Aufklärung und Präventionsarbeit zum Alltag. Und wir freuen uns, dass Sie sich in diesem Bereich engagieren! Deshalb wollen wir Ihnen an dieser Stelle einen knappen Überblick zu den wichtigsten Themen geben und Sie mit Informationen beim Erfolg Ihrer Arbeit aktiv unterstützen.

Offenheit ist entscheidend

Bei der Gesundheitsförderung und in der Präventionsarbeit spielt die ärztliche Beratung eine wichtige Rolle. Dies betrifft in besonderem Maße – jedoch nicht ausschließlich – Themen der sexuellen Gesundheit und damit verbundene Bereiche, etwa HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI), aber auch Verhütung, Sexualverhalten, Beziehungen und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt.

HPV-Wartezimmerplakat für Eltern

Bestellnummer: 70392008

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Damit Ärzt*innen ihre Patient*innen unterstützen können, sollte ein verständnisvolles Klima herrschen. Vielen Menschen fällt es schwer, über Probleme oder Beschwerden offen zu reden, gerade wenn sie mit Sexualität assoziiert sind. Deshalb sollten Sie keinesfalls das Verhalten Ihrer Patient*innen bewerten. Versuchen Sie stattdessen, möglichst vorurteilsfrei und offen zu kommunizieren – bedenken Sie etwa auch das familiäre Umfeld oder die Möglichkeit verschiedener Sexualkontakte zu unterschiedlichen Geschlechtern. Außerdem kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihr Gegenüber aktiv einbinden. Erklären Sie etwa das Vorgehen bei Untersuchungen und machen Sie deren Nutzen deutlich.

Bei bestimmten Angeboten, etwa dem Chlamydien-Screening für Mädchen und junge Frauen bis einschließlich 24 Jahren oder der HPV-Impfung, empfiehlt es sich, aktiv über solche Möglichkeiten zu informieren. So können Sie dazu beitragen, dass gesundheitliche Risiken und schwere Folgen derartiger Infektionen reduziert werden. Mit dem kostenfreien Material für die ärztliche Praxis von LIEBESLEBEN können sie auch verständlich aufgearbeitete Informationen für Ihre Patient*innen in der Praxis auslegen.

Tipps für ein offenes Klima in der ärztlichen Praxis

Ein vertrauensvolles und offenes Miteinander ist die Basis für eine erfolgreiche Unterstützung ihrer Patient*innen. Und Ärzt*innen können dazu viel beitragen. Deshalb haben wir ein paar Tipps, die Ihnen helfen können:

  • Zuhören ohne zu unterbrechen: Geben Sie Patient*innen Raum, ihre Anliegen auszusprechen. Aktives Zuhören signalisiert Respekt und Interesse.
  • Offenheit signalisieren: Zeigen Sie durch Körpersprache (zum Beispiel durch eine offene Haltung und Augenkontakt) und durch eine wertschätzende Sprache, dass jede Frage willkommen ist – auch wenn sie ungewöhnlich erscheint.
  • Barrieren abbauen: Verwenden Sie eine verständliche Sprache ohne Fachjargon. Sensibilität für unterschiedliche Lebensrealitäten, Kulturen und Identitäten stärkt das Vertrauen.
  • Fragen ermutigen: Ermuntern Sie Patient*innen aktiv, Rückfragen zu stellen oder Unsicherheiten anzusprechen – das stärkt die Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
  • Selbstreflexion fördern: Überprüfen Sie regelmäßig Ihr eigenes Kommunikationsverhalten und holen Sie bei Bedarf Rückmeldung vom Team oder durch Supervision ein.

Ein offenes Klima entsteht durch Haltung und Alltagshandeln – es beginnt mit kleinen Gesten und wirkt nachhaltig positiv auf das Wohlbefinden Ihrer Patient*innen.

Heterosexuelles Paar in einer ernsten Gesprächssituation.

Sexuelle Gesundheit ganzheitlich denken: Warum Umfelder wichtig sind

Sexuelle Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Infektionen oder Dysfunktionen – sie umfasst das körperliche, mentale, emotionale und soziale Wohlbefinden in Bezug auf Sexualität. Für eine wirksame und nachhaltige Unterstützung Ihrer Patient*innen ist es deshalb entscheidend, auch das Umfeld von Patient*innen mitzudenken.

Beziehungen, Familie, kulturelle Werte, soziale Netzwerke und gesellschaftliche Rahmenbedingungen haben großen Einfluss auf sexuelles Verhalten, auf das Selbstbild und den Zugang zu Informationen oder Versorgung. Wer im Gespräch auch diese Kontexte berücksichtigt, erkennt Barrieren früher, kann individueller beraten und stärkt die Selbstbestimmung der Patient*innen.

Ein sensibler, offener Umgang mit dem sozialen Umfeld schafft zudem Vertrauen – gerade bei Themen, die oft mit Scham oder Unsicherheit behaftet sind. So leisten Sie nicht nur medizinische, sondern auch psychosoziale Unterstützung – und tragen zur umfassenden sexuellen Gesundheit bei. Dies ist für ganz unterschiedliche Themen relevant, etwa wenn Sie Patient*innen in ihrem Coming-out begleiten, aber etwa auch, wenn es um STI geht.

Behandlung von STI – (Sexual-)Partner*innen berücksichtigen

Bei einigen STI, etwa bei einer Chlamydien-Infektion, ist eine Behandlung der (Sexual-)Partner*innen erforderlich. Informieren Sie daher Ihre Patient*innen darüber, dass sie entsprechend Kontakt zu den (Sexual-)Partner*innen der letzten Zeit aufnehmen sollte. 

Um Konflikte in festen und monogamen Beziehungen zu vermeiden, können Sie Ihren Patient*innen auch wichtige Hintergrundinformationen an die Hand geben. Denn die Diagnose einer STI bedeutet nicht zwangsläufig, dass es einen sexuellen Kontakt außerhalb der aktuellen Beziehung gegeben hat. So können etwa Chlamydien über lange Zeit unerkannt bleiben und der Infektionszeitpunkt kann schon deutlich in der Vergangenheit liegen. Geben Sie Ihren Patient*innen unter Umständen auch eine Kopie des Laborbefundes für dessen Sexualkontakte mit –  das kann auch Ihren Kolleg*innen helfen, wenn sie die (Sexual-)Partner*innen behandeln. Es ist auch möglich, für (Sexual-)Partner*innen ein Rezept ohne vorherige Untersuchung auszustellen.

Leistungen der Krankenversicherungen

Neben der Diagnostik im Rahmen üblicher Verfahren übernehmen die Krankenversicherungen die Kosten unabhängig von Alter und Geschlecht, etwa wenn Symptome oder ein Krankheitsverdacht vorliegen, oder bei nachgewiesener Infektion einer (Sexual-)Partner*in. Bei Menschen, die ohne Symptome den Wunsch nach einer Abklärung oder Diagnostik hinsichtlich einer STI äußern, können Tests als Selbstzahlendenleistung durchgeführt werden.