AchtungDu warst längere Zeit nicht aktiv. Zu deiner eigenen Sicherheit beenden wir deshalb in Kürze die Sitzung. Ausloggen
Du bist ausgeloggt! Du bist aus der  Online Beratung ausgeloggt!
Diese Seite vorlesen

Vorurteile rund um das Geschlecht

Ob cis*, inter*, nicht-binär* oder trans*Geschlecht ist vielfältig. Und ebenso vielfältig sind Vorstellungen darüber, was Menschen eines bestimmten Geschlechts auszeichnet, wie sie sich verhalten und was für sie typisch ist. Doch was ist an solchen Vorstellungen dran? Welche treffen zu? Und wobei handelt es sich lediglich um Vorurteile?

»Vorurteile sind doch harmlos.«

Im Gegenteil! Vorurteile können zwar helfen, sich die Welt zu sortieren – sie sind oft der Grund für Diskriminierungen. Menschen, die von ihnen betroffen sind, erleben oft sozialen Druck, etwa wenn aus ihnen Erwartungen erwachsen oder wenn man sich rechtfertigen muss, nur weil man Vorurteilen nicht entspricht. Und das kann sogar die Gesundheit gefährden. Deshalb ist es wichtig, Vorurteile zu hinterfragen, auch wenn das vielleicht nicht immer ganz so leicht ist.

»Trans*Menschen sind nicht normal!«

Das stimmt nicht! Was normal ist und was nicht, hängt nicht davon ab, wie häufig es vorkommt. Es geht dabei vielmehr um soziale Normen. Sie bestimmen, was wir für normal und was wir für anders halten. Das drückt sich zum Beispiel auch in der Sprache aus: Abweichungen von dem, was als normal angesehen wird, haben in der Regel eine Benennung, während die vermeintlich normalen Eigenschaften nicht speziell benannt werden. Indem man aber nicht nur von trans*Menschen spricht, sondern auch von cis*Menschen, wird klar, dass beide gleichermaßen normal sind – bei beiden handelt es sich um Varianten menschlichen Lebens.

»Frauen und Männer müssen aufpassen, nicht auf trans*Menschen hereinzufallen!«

Was soll das denn heißen? Der Vorwurf, trans*Menschen würden fälschlicherweise vorgeben, Mann oder Frau zu sein, stimmt nicht! Sie fühlen sich nun einmal dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde, nicht zugehörig. Das ist der Grund dafür, dass sie stattdessen ein anderes Geschlecht leben. Das hat aber nichts mit Täuschung oder Betrug zu tun – trans*Menschen sind vielmehr ehrlich, denn sie erkennen ihre Gefühlswelt an und akzeptieren ihre Geschlechtsidentität.

»Sex mit trans*Menschen? Das geht gar nicht!«

Doch! Von Blümchensex bis hin zu BDSM ist auch für trans* Menschen alles möglich. Gemacht wird, was gefällt. Und auch wenn Körper von trans*Menschen (und überhaupt allen Menschen) vielfältig sind – Sex ist es ebenso.

»Frauen mögen es, wenn man sie umwirbt. Und Männer ergreifen immer die Initiative.«

Vorurteil! Und wie bei jedem Vorurteil gilt auch hier: Bei einigen trifft das zu, bei anderen aber nicht. Aus dem Geschlecht kann man nämlich keineswegs ableiten, was das Gegenüber beim Flirten oder auch in Sachen Sex will. Solche Dinge sind immer ganz individuell!

»Trans*Menschen gibt es nur sehr selten.«

Vielleicht, vielleicht auch nicht! Denn es gibt keine offiziellen Zahlen. Und auch die Schätzungen gehen sehr stark auseinander und reichen von etwa 20.000 bis 100.000 trans*Menschen in Deutschland. Der Grund dafür liegt auch in den jeweiligen Bestimmungen: Während einige Quellen nur Personen erfassen, die Schritte zur Geschlechtsangleichung ergreifen, berücksichtigen andere auch die trans*Menschen, die ihren Körper medizinisch nicht verändern lassen.

»Transvestiten sind witzig!«

Geschmackssache! Im Unterschied zu den meisten trans*Menschen handelt es sich bei Transvestiten jedoch lediglich um Showfiguren auf der Bühne. Ebenso wie bei Drag-Queens oder Drag-Kings geht es um den Auftritt vor Publikum – nicht jedoch um das ganz normale, alltägliche Leben, das für die meisten trans*Menschen im Fokus steht. Deshalb empfinden es viele trans*Menschen sogar als beleidigend, wenn sie als Transvestiten bezeichnet werden.

»Nur cis*Menschen können sich fortpflanzen.«

Nein! Früher war die Sterilisation zwar eine Voraussetzung, damit trans*Menschen überhaupt geschlechterangleichende Maßnahmen ergreifen konnten – das ist heute zum Glück aber nicht mehr der Fall. Bereits seit über zehn Jahren dürfen solche schwerwiegenden Eingriffe in die individuelle körperliche Unversehrtheit nicht mehr gesetzlich gefordert werden. Und auch inter*Menschen sind nicht zwangsläufig unfruchtbar. Sie können mitunter auf ganz natürlichem Weg Kinder bekommen. Außerdem gibt es auch andere Wege, um Kinder zu bekommen, etwa die Adoption.

»Inter*Menschen können keinen Sex haben.«

Falsch! Egal ob inter*, cis* oder trans* - jeder Mensch hat wohl seine biologischen Eigenheiten. Das heißt aber nicht, dass man keinen Sex haben kann. Und außerdem hat Sex sowieso viel mehr Formen, als manche denken! Wichtig ist, herauszufinden, was einem dabei gefällt und wie man es am liebsten hat. Das gilt für inter*Menschen genau wie für alle anderen.

»Männer sind immer für den Kondomkauf zuständig.«

Wenn du dich mit Kondomen vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) schützt, dann solltest du sie besser auch selbst kaufen. Und dabei ist es egal, welches Geschlecht du hast. Denn wenn du welche dabei hast, bist du auf jeden Fall vorbereitet, auch wenn es mit dem Sex spontan wird.

»Es gibt nur zwei Geschlechter – Mann und Frau.«

Nein – weder in der Biologie noch in Sachen Geschlechtsidentität. Denn Geschlecht ist nun einmal vielfältig, sowohl was die Biologie, wie Chromosome, Anatomie oder Hormone angeht, als auch wenn es um die Frage geht, wie man sich selbst sieht und empfindet.

»Trans*Menschen sind homosexuell.«

Stimmt nicht. Denn die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orientierung hängen nicht zusammen – trans*Menschen können homo-, hetero-, pan- oder bisexuell sein und auch jede andere sexuelle Orientierung haben. Genau wie jeder andere Mensch auch! Und das gilt natürlich auch in der Umkehrung – Homosexuelle können trans*, inter* oder cis* sein.

»Intersexualität ist eine Krankheit!«

Manchmal wird das leider so gesehen – allerdings immer seltener. Auch in der Medizin wurde mittlerweile erkannt, dass Geschlecht sehr vielfältig ist. Übrigens: Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche haben Kinder noch kein eindeutiges Geschlecht, wir sind also alle irgendwann einmal inter* gewesen.

Junge Frau schaut leicht unsicher aber optimistischem Gesichtsausdruck.

»Für cis*Menschen ist die Sache mit der Geschlechtsidentität leicht!«

Das stimmt sicherlich nicht immer, denn auch wenn du dich mit dem von außen zugeschriebenen Geschlecht identifizierst, heißt das nicht, dass es dadurch leichter ist. Es gibt vielfältige Vorstellungen darüber, was »Frau-Sein« und »Mann-Sein« bedeuten. Und sicherlich sind auch cis*Menschen Erwartungen ausgesetzt, die nicht unbedingt den eigenen Wünschen entsprechen.

LIEBESLEBEN klärt auf und zeigt, was hinter Vorurteilen zu LGBTIQ* steckt

© 2024 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung