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Konversionsbehandlungen – falsch und gefährlich

Manchen Menschen fällt es schwer, ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität so anzunehmen, wie sie ist. Oft hängt das mit den Erwartungen von außen zusammen – ihr Umfeld, ihre Familien oder ihr Glauben vermitteln ihnen das Gefühl, anders zu sein. Dabei gibt es eine große Vielfalt an sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten, die alle ganz natürlich und völlig normal sind. Denn du kannst nicht beeinflussen, wen du liebst, worauf du stehst und zu welchem Geschlecht du dich zugehörig fühlst. Und auch niemand anderes kann das! Das macht sogenannte Konversionsbehandlungen so gefährlich. Denn diese Pseudo-Therapien vermitteln dir fälschlicherweise, dass du deine sexuelle Orientierung oder deine Geschlechtsidentität beeinflussen und ändern kannst. Und sie setzen dich unter Druck, geben dir das Gefühl, »falsch« zu sein und können zu Ängsten, Depressionen und im schlimmsten Fall zu Selbstmord führen.

Was steckt hinter solchen Pseudo-Therapien?

Die Anbietenden von sogenannten Konversionsbehandlungen sind meist Seelsorgende, religiöse Gruppierungen, Selbsthilfegruppen oder Vereine. Aber auch manche Ärztinnen und Ärzte oder Psychologinnen und Psychologen führen solche wirkungslosen Behandlungen durch. Sie alle haben unterschiedliche Theorien dazu, warum Menschen zum Beispiel bi- oder homosexuell sind. Diese reichen von Dämonen und Flüchen bis hin zu psychischen Störungen oder Misshandlungen in der Kindheit. Was diese Vermutungen jedoch gemeinsam haben: Sie sind falsch und haben keinerlei wissenschaftlichen Hintergrund.

Sicher ist hingegen: Konversionsbehandlungen sind unwirksam, gesundheitsgefährdend und unethisch. Sie verstoßen gegen internationale Standards und sind ganz klar eine Menschenrechtsverletzung. Auch der Deutsche Ärztetag und der Welt-Ärzte-Bund warnen vor solchen Angeboten – ebenso wie eine überwältigende Mehrheit unterschiedlicher Fachleute, Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft.

Warum sind Konversionsbehandlungen falsch?

Sogenannte Konversionsbehandlungen gehen davon aus, dass mit dir etwas nicht stimmt, nur weil du nicht-heterosexuell und/oder nicht-cis* bist. Das ist falsch! Die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orientierung sind vielfältig. Und das ist vollkommen natürlich. Die Vorstellung, dass es nur die Geschlechter »Mann« und »Frau« gibt und man immer auf Personen vom anderen Geschlecht steht, ist nicht richtig.

»Ich wollte bei Gott sein aber auch bei meinem Freund. In meiner Kirche machen einem das manche schwer, aber Glaube ist wie die sexuelle Orientierung: meine Sache. Man kann schwul sein und ein guter Christ.« Frederik, 26 Jahre

Anbietende von sogenannten Konversionsbehandlungen sehen das aber anders. Sie widersprechen allen seriösen wissenschaftlichen Erkenntnissen, indem sie die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität als behandelbar ansehen. Weil das aber nicht der Fall ist, können diese Behandlungen gar nicht funktionieren. Außerdem behaupten die Anbietenden, dass man sich als nicht-heterosexueller- oder nicht-cis*-Mensch verändern muss, um glücklich zu sein. Dabei sollte sich jeder Mensch so akzeptieren, wie er ist!

Was macht Konversionsbehandlungen gefährlich?

Bei sogenannten Konversionsbehandlungen wird – oft auch versteckt – Druck ausgeübt. Sie können dazu führen, dass man sich als nicht »normal« wahrnimmt und glaubt, sich verändern zu müssen. Druck, Stress und negative Gefühle können sich stark auf die Gesundheit auswirken. Deshalb lösen Konversionsbehandlungen oft auch Depressionen aus und können sogar zu Selbstmord führen.

Gerade wenn dein Umfeld dich nicht so akzeptiert, wie du bist, oder wenn du Erwartungen von anderen nicht erfüllst, kann es sein, dass du eine negatives Selbstbild entwickelst. Und auch das kann gesundheitliche Folgen haben. Oft machen es Erfahrungen mit Diskriminierungen oder Vorurteilen dir schwer, dich selbst zu akzeptieren. Aber es gibt viele Wege, dich so zu anzunehmen, wie du bist. Es kann helfen, wenn du dich erstmal mit dir selbst beschäftigst. Frag dich, was deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche sind. Welche Erwartungen haben andere von dir und wie fühlst du dich damit? Es kann dir auch helfen, dich mit anderen auszutauschen oder dir von erfahrenen Beraterinnen und Beratern Unterstützung zu holen.

Es geht hier ganz um deine Gesundheit und dein Wohlbefinden. Statt diese den ungerechtfertigten Erwartungen von außen unterzuordnen, solltest du für dich selbst, deine Identität und sexuelle Orientierung eintreten. So kannst du lernen, über dich selbst zu bestimmen und Vertrauen in dich und deine Persönlichkeit bekommen.

»Der Weg bis hierher war nicht einfach. Ich hatte extrem viele Zweifel und bin Menschen begegnet, die es mir schwer gemacht haben, mein Schwul-Sein anzunehmen und auszuleben. Aber heute lebe ich mit meinem Mann zusammen. Das Leben ist schön.« Charles, 34 Jahre

Was sind meine Rechte?

Auch die Gesetzgebung und ein Großteil der Politikerinnen und Politiker in Deutschland halten sogenannte Konversionsbehandlungen für falsch und gefährlich. Deshalb ist es seit Mitte 2020 in Deutschland verboten, Konversionsbehandlungen etwa an Jugendlichen unter 18 Jahren durchzuführen. Und auch das Anbieten und das Vermitteln solcher Pseudo-Therapien ist verboten. Eine Konversionsbehandlung kann allerdings sehr unterschiedlich aussehen und viele Namen haben. Sie sind nicht immer leicht zu erkennen und Anbietende nutzen ganz unterschiedliche Wege, um Konversionsbehandlungen zu verschleiern. Aber es gibt ein paar Gemeinsamkeiten, an denen du sie erkennen kannst.

Wenn jemand dir ein Angebot macht, das sich irgendwie nicht richtig anfühlt, oder dir eine solche Pseudo-Therapie vermitteln möchte, dann nimm deine Zweifel ernst! Gehe besser erstmal auf Abstand und sprich mit Personen, die nicht mit dem Angebot in Verbindung stehen. Das können Freundinnen oder Freunde sein, aber zum Beispiel auch eine Lehrkraft, der du vertraust. Und auch die Telefon- und Onlineberatung von LIEBESLEBEN oder eine Beratungsstelle in deiner Nähe kann dir helfen. In akuten Situationen, zum Beispiel wenn dich jemand zu einer Behandlung zwingen will oder du schon in einer Behandlung bist, können dir auch die Polizei oder das Jugendamt helfen.

Hier findest du eine passende Beratungsstelle vor Ort
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